Die Rückkehr nach Deutschland ist mit so vielen Fragen und Entscheidungen verknüpft, dass es leicht passieren kann, dass nicht alles richtig entschieden wird. Dazu kann auch gehören, dass du am falschen Ort landest.

Warum du dort landest

In den Geschichten der Leute, die zurück nach Deutschland kommen, erkenne ich 4 Gründe, die bei der Wahl des Ortes entscheidend waren:

  • man zieht dort hin, wo man einen Job bekommt.
  • man zieht dahin, wo man vor der Zeit im Ausland gewohnt hat
  • man zieht in die Gegend seiner Eltern, Familie
  • man zieht in eine Stadt, auf die man Lust hat, einfach so

Ich bin damals dorthin gezogen, wo ich einen Job bekommen hatte. Für mich stand das wirtschaftliche Überleben damals weit vorne auf der Prioritätenliste. Als dann auch noch der Job absolut grauenhaft war, kam eins zum anderen – mieseste Entscheidung ever!

Genau so schief gehen kann die Rückkehr an den Ort, wo man vorher gewohnt hat. Bei mir wäre das dort gewesen, wo ich studiert hatte. Die Zeit dort war herrlich! Doch ich bin mir sicher, dass eine Rückkehr auch nicht funktioniert hätte. Denn während ich im Ausland war, haben auch meine Freunde sich weiter entwickelt, sind in andere Städte gezogen, haben andere Freunde getroffen, manche haben Familien gegründet. Es wäre also nichts gewesen wie zuvor…

Einer Freundin war es super wichtig, wieder zu ihrer Familie zu ziehen. Nach Jahren der Großstadt landete sie also wieder in ihrem heimatlichen Dorf. Sie genoss die Anfangszeit, doch dann begannen ihr die Annehmlichkeiten der Stadt zu fehlen, ebenso wie die Freunde, die während ihrer Abwesenheit auch weitergezogen waren.

Am besten müsste es also funktionieren, einfach dorthin zu ziehen, worauf man Lust hat. Ohne weitere Überlegungen einfach dem Bauchgefühl folgen? Was ist dann aber mit dem Job, der Familie…? Auch da kann so einiges schief gehen.

 

Anzeichen, dass du am falschen Ort bist

Zunächst einmal: Eine Eingewöhnungszeit musst du dir IMMER zugestehen. Du kannst nicht erwarten, dass alles von Anfang an perfekt ist. Ganz gleich, wo du bist. Denn da gibt es immer diese kleinen Herausforderungen…

Davon mal unabhängig gibt es dennoch einige Anzeichen, die zeigen, dass du am falschen Ort gelandet sein könntest.

1 das Wetter

Wirst du dich je daran gewöhnen, dass es in dieser Ecke Deutschland ständig stürmt, regnet und du auch im Juli mit deiner Fleecejacke an den Strand musst? Weil du eben eine Frostbeule bist und den Sonnenschein auf deiner Haut brauchst? Umgekehrt natürlich genau so.

Bei mir war das Wetter einer der großen, abschreckenden Faktoren, an die ich mich nie gewöhnen konnte. Klingt banal, aber dass Sonne und Co. Einfluss auf unser Wohlbefinden haben, ist ein alter Hut und nicht zu unterschätzen.

2 regionale Kultur

Während ich vor meiner Rückkehr davon überzeugt war, dass Deutschland eben Deutschland ist und mein Heimatland und ich dementsprechend überall zurecht komme, so stellte ich fest: Deutschland ist nicht gleich Deutschland. Es gibt ganz bedeutende regionale Unterschiede! Diese Erkenntnis hat mich total schockiert.

Ich komme aus Süddeutschland, bin bekennende Dialektsprecherin und halte mich für einen offenen Menschen. Wir Süddeutschen genießen gerne – Essen, Sonne, Wein, gute Gespräche… Wir sprechen hin und wieder einfach mal so Menschen auf der Straße an und machen einen Witz. Wir sind „schaffe, schaffe, Häusle baue“.

Und dann landete ich in einem Landstrich, in dem Genuss ein Fremdwort war. In dem ich im Restaurant absolut nichts auswählen konnte, weil da nur praktische Gerichte wie Eintöpfe auf der Karte standen. In dem ich für eine Irre gehalten wurde, als ich versuchte, mit der Kassiererin im Supermarkt einen Witz zu machen.

Definitiv die falsche Ecke für mich, gell?

zurück nach Deutschland am falschen Ort

3 du wirst mit den Einheimischen nicht warm

Klar, das geht schwer, wenn ihr und eure regionale Kultur so verschieden seid! Natürlich können Introvertierte und Extrovertierte sich anfreunden, darum geht es nicht. Wenn aber die Haltung der Einheimischen gegenüber Neuankömmlingen grundlegend skeptisch und unfreundlich ist, wird dein Samstagabend sicher nicht wein trinkend auf dem Balkon eines neuen Freundes enden.

4 weitere Infrastruktur

Darunter verstehe ich Verschiedenes.

Bei mir war es so, dass das Städtchen, in das ich gezogen war, extrem weit vom Schuss lag. Theoretisch lag es in der Nähe von Berlin und Hamburg, praktisch waren komplizierte Zugverbindungen, mehrfaches Umsteigen und blöde Fahrpläne ein echtes Hindernis. Auch die Fahrt „nach Hause“ zog sich über einen ganzen Tag und war super umständlich. Von einem Flughafen in der Nähe jetzt gar nicht mal angefangen.

Das erschwerte natürlich die Sache enorm!

Was du tun kannst, wenn du am falschen Ort bist

Schätzchen, wenn du nun merkst, dass du am falschen Ort bist, dann kannst du drei Dinge tun: Erstens kannst du den Kopf in den Sand stecken und dich begraben gehen.

Weil das aber in keiner Lebenslage eine gute Lösung darstellt, schlage ich vor, dass du es zunächst einmal mit zweitens versuchst: Mach das Beste draus.

Schließ dich einem Sportverein an, einer Theatergruppe, lerne weiter Neuankömmlinge kennen. Gehe zu Festen und Veranstaltungen in deiner Nachbarschaft, versuche, Freunde zu finden, Nachbarn kennenzulernen, volles Programm halt, Wirf dich voll hinein.

Meine richtig guten Momente damals in dieser miesen Zeit hatte ich mit meiner Theatergruppe. Ich lernte dort sogar eine Freundin kennen, deren Trauzeugin ich bald sein darf!

Deshalb: Es gibt immer einen Silberstreif am Horizont.

Dann bleibt da noch drittens. Diese Karte spielst du dann, wenn du alle anderen Trümpfe verloren hast. Das heißt, du hast die Bestes gegeben und dich ins Leben gestürzt. Nur – trotz allem bleibt da dieses schale Gefühl in dir, trotz allem fühlst du dich nicht wohler, du fühlst dich weder besser noch mehr „zu Hause“. Du fühlst dich weiterhin einfach nur mies.

Dann heißt es: You’re not a tree, move!

Warum solltest du dein Dasein an einem Ort fristen, an dem du dich einfach nicht wohlfühlst? Obwohl du dich bemüht und dem Ganzen eine Chance gegeben hast?

Du kannst eine falsche Entscheidung treffen und diese durchaus wieder korrigieren. Du musst nicht an diesem Ort bleiben, nur weil du es ursprünglich für eine gute Idee gehalten hast. Niemand zwingt dich, niemand kann dich halten.

Du weißt, dass du die Kraft hast, noch einmal von vorne anzufangen.

zurück nach Deutschland am falschen Ort

Lern aus deinen Fehlern!

So habe ich es gemacht: Nach elf Monaten zog ich die Reißleine. Wenn ich das nicht getan hätte, hätte ich mittlerweile vermutlich auf Möglichkeit Nummer 1 zurück greifen müssen. Denn es war keine Besserung in Aussicht, die grundlegenden Voraussetzungen an diesem Ort und ich passten einfach nicht zusammen.

Danach wusste ich allerdings, was ich nicht noch einmal im Leben tun werde: Einem Job hinterher ziehen. Für mich war das definitiv falsch. Ich wusste, was ich wollte und was mir wichtig war. Dass auch ein Bahnhof mit guten Anbindungen für mich Lebensqualität darstellt. Dass ich in einer mir bekannten Klimazone sein möchte und es nicht zu kalt sein darf. Dass mir meine Familie fehlt, die Nähe zu meinen Freunden.

Ich landete schlussendlich also tatsächlich in dem Ort, aus dem ich komme. Und fühle mich pudelwohl.

Das kann bei dir genau umgekehrt sein! Wichtig ist nur, dass du aus deinen Fehlern lernst. Denn dann haben falsche Entscheidungen ihr Gutes.

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