„Mentale Vorbereitungen, was soll das denn bitte. Und wann soll ich dafür noch Zeit haben? Ich bin so schon mit dem kompletten Umzug völlig überfordert!“

Ja, ich höre dich schon fluchen 😉 Und ja, ich weiß: Deine Rückkehr ist anstrengend. Du musst viel erledigen, organisieren und an alles denken.

Gefühlt bräuchte so ein Tag mindesten 60 Stunden. Und jetzt auch noch mentale Vorbereitungen? Was soll denn bitte der Schwachsinn?

Warum du dich mental auf deine Rückkehr vorbereiten musst

Du steckst also mitten in einer anstrengenden Zeit. Du denkst, dass es alles besser wird, wenn der Umzug endlich vorbei ist. Dann bist du glücklich und zufrieden zurück in Deutschland.

Was, wenn nicht?

Genau dafür ist dieser Artikel da. Für den wahrscheinlichen Fall, dass deine Rückkehr nach Deutschland eben nicht so stressfrei läuft wie erhofft. Dafür, dass es in Deutschland ähnlich bescheiden weitergeht. Dass der ganze Mist noch nicht aufhört und deine Rückkehr eben nicht Friede, Freude, Eierkuchen ist.

Wie das bei mir war

Ich kam aus dem sonnigen, lebensfrohen, chilligen Thailand an die Ostsee. Um dort zu arbeiten. Wir waren noch niemals dort gewesen, aber ich wollte schon immer mal am Meer wohnen.

Die Stelle hatte ich schon, Vorstellungsgespräche hatte ich über skype geführt. Mein Mann konnte dort an die Uni gehen, perfect match.

Wir hatten eine Woche, um eine Wohnung zu finden. In dieser Woche wohnten wir in einem Hotel, das zwar nicht schön war, aber sauteuer. Ein immenser Brocken unseres Heimkehr-Budgets ging dafür flöten.

Was die Wohnung betraf, hatten wir EINE genaue Vorstellungen. Sie sollte unbedingt einen Balkon haben, denn ich wollte einen Küchengarten anlegen.

Alptraum Wohnungssuche in Deutschland

Wir trafen auf Makler, die am Samstag keine Besichtigungen mit uns durchführen wollten. Obwohl sie unsere Situation kannten. Denn da mussten sie „endlich mal frei nehmen“. Service gleich null.

Wiederum andere Makler redeten mir ein, dass keines der Häuser in diesem Ort Rollladen habe und es doch folglich kein Problem wäre, im Erdgeschoss ohne Rollladen zu leben. Danke für nichts.

Du siehst schon: Es ging gut los! In nur drei Tagen explodierte ich gefühlt 50 Mal vor Wut.

Das Problem: Ich ließ es mir nicht anmerken.

Denn in Thailand hatte ich gelernt, höflich zu bleiben. Den Leuten nicht übers Maul zu fahren und nicht auf offener Straße rumzubrüllen, nur weil jemand meine Wünsche ignorierte.

(Glückwunsch an dieser Stelle, wenn du aus einem Land mit Streitkultur zurück nach Deutschland kommst!)

Das Wetter in Deutschland

Kurz nach unserer Ankunft setzte der Herbst ein. Meine Lieblingsjahreszeit! Eigentlich. Denn nun wurde es dunkel, düster, grau. Von wegen Sonne! Von wegen Wärme auf der Haut!

In Thailand war ich von Sonne und Wärme verwöhnt worden. Nun litt mein Körper unter Tageslichtmangel. Er reagierte durch beständiges Übermüdet- und Gereiztsein, bis hin zu einer kleinen melancholischen Verstimmung.

Stimmung in Deutschland

Die deutschen Kollegen

Weiter ging es auf der Arbeit. Hier traf ich auf eine Ellbogen-Mentalität, die mir in Asien erspart geblieben war. Ältere Kollegen reagierten teilweise weder auf mein Lächeln noch auf meinen Gruß. Neben extrem hohen Wutpotential noch höheres Frustpotential!

Mit der Wohnung, die wir gefunden hatten, hatten wir ebenfalls Pech. Dort schimmelte es. Im Badezimmer musste die Dusche ausgebaut werden. Wir brauchten einen Industrietrockner und mussten tageweise Handwerker empfangen.

Ich denke, dir ist jetzt schon klar, dass bei meiner Rückkehr nach Deutschland einfach alles scheiße schief lief.

Aber ich hab draus gelernt. Deshalb will ich dir jetzt ein paar Ratschläge mit auf den Weg zurück nach Hause geben und dir sagen, auf welche Probleme du dich mental vorbereiten solltest.

Problem 1: Freundlichkeit ist ein Fremdwort

Was in vielen Teilen der Welt selbstverständlich ist, ist es in Deutschland nicht. Freundlich zu Fremden sein fällt in diese Kategorie.

Das bezieht sich auf die Makler, die keine Lust auf uns hatten. Kollegen, die Profis im Ignorieren waren. Ganz banal auch auf Verkäufer und andere Menschen, denen ich täglich über den Weg gelaufen bin.

Im Rückblick weiß ich, dass ich falsch reagiert habe. Ich habe meine Wut immer heruntergeschluckt und meine Gefühle ignoriert. Habe mich besänftigt mit „Das ist halt so“ und „Bleib DU einfach weiter freundlich“.

Vielleicht funktioniert das in deinem Fall. In meinem jedoch war es das Falscheste, was ich machen konnte.

In dieser Zeit habe ich viele Ratschläge von Freunden bekommen, sowohl aus Thailand als auch aus Deutschland.

Ein einziger Ratschlag kam allerdings nie. Und weil ich genau DEN gebraucht hätte, will ich ihn heute an dich weitergeben:

Fahr die Krallen aus!

Denn: Nein, du musst nicht akzeptieren, wenn jemand gemein zu dir ist. Du musst es nicht lächelnd hinnehmen, dass jemand wiederholt deinen freundlichen Gruß mit einem grimmigen Blick auf die Seite ignoriert.

Schluck deine Wut nicht runter, sondern lass sie raus. Das musst du ja nicht brüllend tun.

So oft habe ich mir ausgemalt, was ich der Kollegin sage, wenn sie mich das nächste Mal ignoriert. In einem freundlichen Tonfall wollte ich betont lässig etwas sagen wie „Es kostet Sie nichts, wenn Sie mich ebenfalls grüßen. Oder sehe ich das falsch?“ Ich habe es nie gemacht, weil ich mich nie getraut habe.

Obwohl das eine unglaublich banale Situation ist, habe ich tierisch drunter gelitten. Ein kleines Teil des großen Mosaiks, in dem ja noch so viel mehr mies lief.

Bitte nicht die Wand beschmieren

So kannst du dich mental darauf vorbereiten

Das Problem war, dass ich all diese mehr oder weniger großen Unfreundlichkeiten irgendwann persönlich nahm. Die angestaute Wut hat mich innerlich beinahe aufgefressen. Durch das freundlich Bleiben und nicht Reagieren wurde ich noch verletzlicher, passiver. So wurde ich ein immer besseres „Opfer“. Denn glaub mir, man sieht den Leuten an, ob man ihnen dumm kommen kann oder nicht.

Und genau darauf solltest du dich mental vorbereiten! DU bist kein Opfer. Niemand hat das Recht, dich unfreundlich zu behandeln. In keiner Situation. NIEMALS.

Du darfst, sollst und kannst reagieren. Und bereit sein, wie ein Löwe zu kämpfen. Für dich.

Lege dir ein Mindset im Kopf zurecht. Oder kleb Motivationssprüche neben deinen Badezimmerspiegel. Positive Affirmationen helfen auch.

Dieser Spruch hat mir in diesem Zusammenhang sehr geholfen:

If you’re sad, add more lipstick and attack. – C. Chanel

Wenn du schon zurück nach Deutschland gekommen bist, erzähle mir doch in den Kommentaren, welche Probleme du bei deiner Rückkehr hattest und wie du sie gelöst hast.

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