Selbstständigkeit ist von vielen Mythen umwoben. Die klingen zwar toll und sehen auch noch fancy aus – mit Laptop vom Strand aus arbeiten! –, sind aber richtig weit weg von der Realität. Deshalb will ich heute mit diesen Mythen aufräumen und dir zeigen, wie es wirklich ist.

1. Die 5-Stunden-Arbeitswoche

„Du musst ja nicht arbeiten!“
„Du hast ja Zeit!“
„Naja, du bist ja dein eigener Chef, also kannst du doch…“

Solche Sprüche bekomme ich immer wieder zu hören. Aus irgendwelchen Gründen verwechseln die Leute das Selbstständig Sein mit wenig-arbeiten-müssen. Die netten Leute.

Die anderen halten mich einfach nur für faul. Da heißt es dann eher „Du musst ja nicht arbeiten gehen…“

Dieser Mythos der 5-Stunden-Arbeitswoche hält sich scheinbar hartnäckig in den Köpfen der angestellten Bevölkerung.

In der Realität sieht das aber ganz anders aus!

Fakt ist nämlich:
  • Ja, ich bin mein eigener Chef. Ich muss also mein eigenes Geld verdienen. Dafür brauche ich Zeit. Wer hätt’s gedacht?
  • Ich kann also nicht ständig hin- und her sausen und mich zum Frühstücken treffen. Denn ich habe (und brauche) eine Arbeitsroutine. Das heißt bei mir auch: fest eingerichtete Bürozeiten. In diesen Zeiten will ich noch nicht einmal telefonieren, auch Instagram und Co sind tabu. Bürozeiten sind heilig!
  • Ich habe also keine Zeit. Vermutlich arbeite ich mehr als du!, würde ich dem Ahnungslosen oft gerne entgegen schreien. Denn ich kann während meiner Bürozeit keinen Kaffeeschwatz mit meinem Kollegen halten. Oder auf Facebook surfen.
  • Stimmt, ich muss nicht arbeiten „gehen“. Mein Büro befindet sich nämlich in meinem Arbeitszimmer. Ich erspare mir also Arbeitswege. Damit hat es sich dann aber auch schon.
  • Die 5-Stunden-Arbeitswoche ist ein Traum. Natürlich auch mein Traum! Doch die fällt auch nicht vom Baum, sondern verlangt jede Menge 40-Stunden-oder-mehr-Arbeitswochen sind hier eher normal. Und ja, ich verfluche den Autor dieses berühmten Buches manchmal dafür.

Kaffeetrinken währen der Arbeitszeit

2. Du hast keinen Chef. Du kannst machen, was du willst.

Klar, ich habe keinen Chef. Schließlich bin ich selbstständig.

Stattdessen habe ich Kunden, für die ich arbeite. Und diese Kunden haben ihre Vorstellungen und Vorgaben. Daran muss ich mich halten. Klingt logisch, oder?

Ich habe also keinen Chef, kann aber nur bei meinen eigenen Projekten das machen, was ICH will.

Und selbst da habe ich festgestellt, dass Teamarbeit und Feedback von „Kollegen“ unersetzlich und wertvoll sind. Dass es auch gut ist, wenn meine Arbeit kritisiert wird. Denn dann habe ich die Chance, an mir zu arbeiten und etwas zu verbessern.

Richtig ist jedoch, dass ich nur das machen kann, was mir gefällt. Ich kann Aufträge ohne schlechtes Gewissen ablehnen. Niemand kann mich zu etwas zwingen. Einer der großen Vorteile des Selbstständig Seins!

Ich sehe dabei jetzt mal großzügig über finanzielle Zwänge hinweg, denn gerade in Anfangszeiten kann man sich das nicht erlauben…

3. Du arbeitest ortsunabhängig

Hmm, stimmt. In den meisten Fällen ist mein „Aufenthaltsort“ egal und nur funktionierendes WLan wichtig. Habe ich auch schon ausgenutzt, mit einem zweimonatigen Frankreich-Sommer zum Beispiel.

Das ist aber trotzdem eher die Ausnahme. Ich bin mittlerweile nämlich auch ganz gerne zuhause und will meinem Baby einen Heimathafen bieten.

Oft ist das aber auch gar nicht möglich. Dann, wenn man für Kundengespräche vor Ort sein muss. Oder einem Kunden beratend zur Seite steht. Das geht nicht nur über Skype.

Wenn du allerdings nicht wie ich Dienstleistungen anbietest, sondern etwas „Handfestes“, dann kannst du gar nicht ortsunabhängig arbeiten. Vielleicht willst du einen Laden für Handgemachtes eröffnen? Oder auch nur einen Onlineshop? Selbst dann musst du in der Nähe deiner Nähmaschine bleiben, denn das ganze Zeug rumschleppen… geht eher nicht.

Von zu Hause aus arbeiten

4. Du arbeitest, wann du willst

Klar, auch dieser Mythos stimmt zu gewissen Teilen. Natürlich muss ich nicht um 9 Uhr im Büro sein. Oder um 7:45 den Unterricht beginnen.

Von daher: Ja, ich arbeite, wann ich will.

Die Realität ist allerdings auch hier komplexer.

Meine Bürozeiten habe ich schon erwähnt. Die kommen daher, dass ein Leben mit Kleinkind eine gewisse Organisation erfordert. Mein Kleinchen ist nicht in der Krippe, sondern bleibt erst einmal bei uns zuhause. Auch ein Vorteil des selbstständigen Arbeitens! Trotzdem, wir sind gezwungen, uns zu organisieren.

Neben meinem Kind gibt es aber andere Gründe, aus denen ich nicht nur dann arbeiten kann, wann ich möchte.

Ganz oben auf dieser Liste stehen Deadlines. Wenn etwas fertig werden muss, muss es fertig werden. Dann müssen andere Dinge wie die wöchentliche Stunde Auszeit hinten angestellt werden.

Dazu gibt es Meetings, geschäftliche Telefonate, andere Termine.

Mir steht außerdem noch mein ganz persönlicher Biorhythmus im Weg. Ich bin absolut KEIN Nachtmensch! Leider kann ich abends überhaupt nicht klar denken. Wie neidisch bin ich da auf die, die das können!

Wenn ich Probleme habe, in meinen Arbeitsmodus zu kommen, dann muss ich ein paar Tricks anwenden. Denn gerade das ist ziemlich schwer, wenn man von zuhause aus arbeitet und eigentlich alles im Schlafanzug erledigen kann… Meine Tricks kannst du dir hier kostenlos herunterladen.

5. Kunden gewinnen ist easy-peasy nebenbei

Bietest du Dienstleistungen an, musst du auch Kunden haben, an die du verkaufen kannst. Die musst du erstmal bekommen.

Natürlich kann das ein Start sein. Als Portal für Jobs können Johanna und ich dir übrigens noch dnxjobs.de empfehlen.

Mit Facebookgruppen hingegen habe ich richtig schlechte Erfahrungen gemacht.

Über diverse Gruppen habe ich immer wieder Aufträge als Texter bekommen, die einigermaßen gut bezahlt waren.

Doch bei jedem einzelnen dieser Aufträge musste ich Wochen hinter meinem Lohn herrennen. Geholfen hat immer erst die Drohung mit dem Mahngericht.

Das Problem war anscheinend, dass diese Kunden meinen Gewerbestatus nicht für voll genommen hatten und nur einen unwissenden Blogger vermuteten. Trotz ordentlicher Rechnung, formalen Briefen etc.

Ich lese im Netz immer wieder die Empfehlung, potentielle Kunden einfach anzuschreiben und ihnen meinen Service anzubieten. „Wenn nur einer von zehn anbeißt…“, heißt es dann.

Schön und gut, rechtlich gesehen ist die sogenannte Kaltakquise verboten. Ich darf nicht einfach x-beliebige Personen anschreiben und meine Dienste offerieren. Ausnahme sind meine Bestandskunden. Bei allen anderen kann die Abmahnung folgen.

Statt Kaltakquise finde ich eine funktionierende Website, eventuell ansprechendes Inbound-Marketing und Vernetzung hilfreich.

Welche Mythen um die Selbstständigkeit gehen dir gewaltig auf den Wecker? Wie sieht deine Realität aus?


  • […] Vorstellung von der Hängematte und dem Coctail in der Hand ist schon verlockend, aber so sieht ein Alltag im Homeoffice leider nicht aus. Was heißt leider, […]

  • […] Nicht umsonst haben wir schon das ein oder andere Mal über Mythen des Selbstständigseins geschrieben! […]

  • >