Sich selbstständig zu machen ist eine große Entscheidung. Neben anderen Faktoren spielt auch der richtige Zeitpunkt eine wichtige Rolle, wenn man sich für die Selbstständigkeit entscheidet.
Wann der richtige Zeitpunkt zum Selbstständig machen ist, kann pauschal nicht so einfach beantwortet werden, denn jeder hat sein eigenes Leben und befindet sich in einer anderen Lebensphase.
Dennoch gibt es ein paar klassische Momente im Leben, die sich für den Schritt in die Selbstständigkeit anbieten.
Nach der Schule, der Ausbildung oder dem Studium
Ein möglicher Zeitpunkt sich selbstständig zu machen ist natürlich gleich im Anschluss an die Schule, die Ausbildung oder das Studium.
Warum auch nicht? Wenn du klare Vorstellungen und einen Plan hast, kann das die richtige Entscheidung für dich sein.
Vielleicht hast du während des Studiums ja an einem Projekt gearbeitet, das das Potenzial für eine ganze Geschäftsidee hat, die du jetzt umsetzen und damit triumphieren möchtest.
Möglicherweise hast du aber auch eine Ausbildung in einem Betrieb gemacht und gemerkt, dass dir der Job zwar gefällt, du aber lieber dein eigener Chef sein und deine eigenen Ideen mit in das Unternehmen einbringen möchtest.
Deshalb ist die Selbstständigkeit die einzige Option für dich.
Ein anderes Szenario könnte sein, dass du nach der Schule, dem Studium oder der Ausbildung keine Anstellung findest. Eine Alternative zur Arbeitslosigkeit könnte der Schritt in die Selbstständigkeit sein.
Sich so früh schon für die Selbstständigkeit zu entscheiden mag für Außenstehende vielleicht befremdlich und verrückt klingen. Aber wenn du dir sicher bist, dass das der richtige Weg für dich ist und du eine sensationelle Geschäftsidee, den perfekten Plan oder einfach nur ganz viel Lust und Motivation hast, dann ist das der richtige Moment für dich, um dich selbstständig zu machen.
Nach einem langen Auslandsaufenthalt selbstständig machen
Gerade wenn man nach einem langen Auslandsaufenthalt zurück in die Heimat kommt, gehen einem tausend Gedanken durch den Kopf, von denen viele etwas mit der Arbeit zu tun haben. Vielleicht geht es ja auch dir so.
„Werde ich in Deutschland nach so langer Abwesenheit überhaupt wieder einen Job finden können?“
„Als was kann ich in Deutschland arbeiten?“
„Werde ich mit einem Vollzeitjob glücklich sein?“
„Werden mir 20 Tage Urlaub im Jahr reichen?“
„Werde ich mit meinem Chef und meinen Kollegen zurechtkommen?“
Nicht zuletzt stellen sich einem diese Fragen, weil man irgendwie den Faden verloren hat, was das Leben in Deutschland betrifft.
Gerade, wenn man viele Jahre im Ausland gelebt hat und in die Heimat zurückkehrt, muss man mit einer Art Kulturschock zurechtkommen, der diese Fragen rechtfertigt – zumindest ging es mir so.
Der Schritt in die Selbstständigkeit kann in so einer Situation eine Lösung sein, weil du ein Stück Freiheit behalten kannst. Vor allem, wenn du dich für eine selbstständige Tätigkeit entscheidest, die du ortsunabhängig durchführen kannst.
So hast du als Rückkehrer in die Heimat das Gefühl frei entscheiden zu können, wann und wie oft du die zurückgebliebenen Freunde und vielleicht auch Familie im Ausland besuchen möchtest.
Selbstständig machen, um die Arbeitslosigkeit zu beenden
Ein weiterer geeigneter Zeitpunkt, um sich selbstständig zu machen, ist dann, wenn man einen Job verloren hat und arbeitslos geworden ist.
Vielleicht befindest du dich genau in dieser Situation und spielst nun mit dem Gedanken dich selbstständig zu machen, anstatt einen neuen Job im Angestelltenverhältnis zu suchen.
Das Gute an diesem Zeitpunkt ist, dass die Agentur für Arbeit unter bestimmten Voraussetzungen einen solchen Start in die Selbstständigkeit mit dem sogenannten Gründerzuschuss fördert.
Die Voraussetzungen für eine mögliche Förderung durch das Arbeitsamt sind unter anderem:
- Anspruch auf das Arbeitslosengeld 1
- Ein Businessplan
- Ausreichende Kenntnisse in der Branche, in der man sich selbstständig machen möchte
Nach der Geburt eines Kindes
Manchmal ist auch die Geburt eines Kindes der richtige Zeitpunkt, um sich selbstständig zu machen. Egal, ob du als Vater oder Mutter des Kleinen das Gefühl hast, einfach zu wenig zu Hause zu sein, weil nicht nur der Job dafür sorgt, dass du mehrere Stunden am Tag aus dem Haus bist, sondern auch der Weg dorthin.
Je nachdem, wo man arbeitet, kann man durch das Pendeln locker zwei Stunden am Tag verlieren, die man nicht bei seinem Kind sein kann. Eine selbstständige Arbeit zu Hause kann da eine Lösung sein.
So einfach und verlockend wie sich das anhört ist das zwar nicht, denn der Spross muss trotzdem betreut werden, damit du in Ruhe arbeiten kannst.
Aber zumindest fällt der Weg zur Arbeit weg. Zusätzlich kannst du dir die Zeit freier einteilen und somit auch flexiblere Lösungen zu Betreuung des Kindes finden. Mehr Zeit mit dem Kleinen ist dabei auf jeden Fall garantiert.
Anne hat dir einem Beitrag mehr zum Thema Selbstständig mit Kind zusammengefasst, in dem sie auch ihre Erfahrungen schildert und wichtige Tipps gibt.
Wenn einem der Bauch sagt, dass es richtig ist
Aber der richtige Zeitpunkt für die Selbstständigkeit muss nicht immer ein einschneidendes Erlebnis oder das Ende eines Lebensabschnitts sein. Manchmal steckt man mitten in einem festen Arbeitsverhältnis und hat plötzlich das Gefühl, dass die Selbstständigkeit das einzig Richtige ist. So ähnlich ging es auch mir.
Obwohl mir mein Job am Anfang sehr viel Spaß gemacht hat, wurde er nach und nach immer unerträglicher.
In dieser ganzen Zeit machte sich der Gedanke an Selbstständigkeit bei mir breit. Um mich ein bisschen zu orientieren, meldete ich mich schon mal bei ein paar Jobbörsen für Selbstständige an, um zu sehen, wie die Lage war.
Schneller als geplant fand ich dadurch einen interessanten Kunden.
Die Entscheidung: Job kündigen oder bleiben
Nun stand ich plötzlich vor der Entscheidung, in meinem ungeliebten Job zu bleiben oder den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Die Entscheidung traf ich recht schnell und sie fiel mir erstaunlich leicht: ich kündigte mein Arbeitsverhältnis.
Mein Bauchgefühl hatte mir gesagt, dass es das Richtige war.
Falls du jetzt denkst, dass das irgendwie krass ist, einfach so eine sichere Festanstellung zu kündigen und sich in die Ungewissheit einer Selbstständigkeit zu stürzen – so ganz ohne Absicherung – dann mag das auf den ersten Blick vielleicht stimmen. So ging es mir auch.
Die Risiken abwägen
Auf den zweiten Blick sah es allerdings schon gar nicht mehr so riskant aus.
Ich habe nämlich herausgefunden, dass man, auch wenn man selber gekündigt hat und die Arbeitslosigkeit somit verschuldet hat, unter Umständen mit dem Gründerzuschuss des Arbeitsamtes rechnen kann.
Und falls der Versuch sich selbstständig zu machen nach ein paar Monaten scheitern sollte, hat man Anspruch auf Arbeitslosengeld, auch wenn man ursprünglich selber gekündigt hat.
Außerdem kann man als Selbstständiger weiter freiwillig in die Arbeitslosenversicherung einzahlen. Somit hat man auch nach mehreren Jahren Selbstständigkeit das Recht auf Arbeitslosengeld 1, sollte man als Selbstständiger scheitern.
Diese Aussichten klingen doch schon gar nicht mehr so furchteinflößend, oder?
Trotzdem ist eine selbstständige Tätigkeit immer auch mit einem Risiko verbunden und daher sollte der richtige Zeitpunkt weise gewählt werden. Wenn du dich aber gut informiert und mögliche Szenarien durchgespielt hast, sollte der Selbstständigkeit nichts mehr im Wege stehen. Somit kann fast jeder Zeitpunkt genau der Richtige sein.
Bist du bereit für die Selbstständigkeit?
[…] bist du bei deinem Vorhaben dich selbstständig zu machen auch schon mal über den Begriff Businessplan gestolpert. Vielleicht hast du dich dann gefragt: […]